Immer wieder liest man mit einem zum Nachdenken anregenden Gefühl vom Tode prominenter Menschen. Der nun hier geschehene und wie schon so oft viel zu früh eingetretene Todesfall von Kobe Bryant und seiner Tochter hat mich jedoch besonders bewegt. Ausgelöst durch das tragische Ereignis möchte ich diesem Sportler und allen Hinterbliebenen von verstorbenen Angehörigen einen Text widmen, der vielleicht ein bisschen zu dem beitragen kann, was sich Kobe Bryant selbst für eine Zuschauer und Fans gewünscht hat.
„Das wichtigste ist, zu versuchen und Menschen zu inspirieren, damit sie großartig in dem sein können, was sie selber auch immer tun möchten“.
Mein Text soll also dazu beitragen, dass wir vielleicht noch ein bisschen bewusster mit unserer Zeit umgehen, denn wir sehen mal wieder durch ein schreckliches Ereignis, dass aber auch wirklich niemand von uns weiß, wie voll das eigene Zeitkonto noch ist.
Mir selbst war sein Zitat noch gar nicht bekannt, doch möchte ich es in eine erste Frage überführen, die mich schon so manches mal beschäftig hat. Es geht dabei um die Aussage:
„Es ist erfüllend für etwas einzutreten und zu stehen, was größer ist als man selbst“.
Was könnte das in deinem Fall sein?
Es gibt viele inspirierende Geschichten über das Leben und den Tod. Dabei finde ich einige Bilder besonders ansprechend, aus denen sich konkrete Überlegungen ableiten lassen. So möchte ich zb. das Bild des Zeitkontos von oben wiederholen. Wir alle werden im Moment unserer Geburt mit einem Konto voller Zeit beschenkt. Fortan und anfangs wenig bewusst, beginnen wir diese Zeit auszugeben. Spätestens wenn wir im Verlauf der Adoleszenz in Lebensphasen gelangen, die uns Dinge bewusst und autonom entscheiden lassen, können wir völlig frei über unsere Zeit verfügen. Letztlich müssen wir recht wenig. Alles scheint in der heutigen Zeit freiwillig. Abgesehen von rechtlichen Restriktionen können wir so ziemlich alles tun oder sein lassen, was wir wollen, wenn wir bereit sind, mit den Konsequenzen zu leben. Was wir aber nie wissen, ist, wie voll unser Zeitkonto noch ist. Was ich fragen möchte ist:
- Was würdest du tun, wenn du nur noch ein Jahr hättest?
- Wie würdest du leben, wenn Geld ab morgen keine Rolle mehr spielte?
- Was würdest du tun, wenn es keine Angst gäbe?
- Wie würdest du dich verhalten, wenn die Meinung anderer nicht interessieren würde?
All diese Fragen können und dürfen dazu beitragen, dass wir Dinge bewusster tun. Denn am Ende soll uns das Leben nicht nur passieren und wir sollten es gestalten, statt gestaltet zu werden.
Letztlich möchte ich zu einer sehr intensiven Psychotherapiemethodik führen, die die Dramatik um Todesfälle, die täglich geschehen am eigenen Leibe besonders spürbar macht. Klienten werden dabei vom Therapeuten angeleitet, einmal die eigene Beerdigung und Trauerfeier ganz intensiv und ausführlich zu visualisieren. Geführt wird der Klient dabei in eine sehr emotionale und spürbare Reise, bei der er sich den eigenen „Abschied“ von oben aus der Helikopterperspektive anschauen kann. Auf ganz besondere Weise kann es ihm nun gelingen, aus einer völlig neuen Perspektive auf das eigene Leben zurückzusehen und dies zu reflektieren. Befindet er sich mitten in der Visualisierung der eigenen Trauerfeier kann er sich Fragen stellen, wie:
- Wer ist anwesend und wer soll anwesend sein?
- Sind es viele Menschen oder wenige?
- Worüber wird in den Trauerbekundungen und Reden gesprochen?
- Wie reflektieren die Hinterbliebenen das Leben des Verstorbenen?
Für den ein oder anderen mag dieses Vorgehen makaber wirken. Gemessen an dem was es jedoch bewirken kann und gemessen an dem, was täglich in unserer Welt passiert, steht es jedoch in einem ganz anderen Licht. Jeden, der sich zutraut, sich den großen Fragen des eigenen Lebens zu stellen, kann ich nur einladen, sich auch mal aus ganz neuer Perspektive das eigene Leben anzuschauen.
Erinnern möchte ich zum Schluss, dass sich Kobe Bryant für seine Fans und Mitmenschen – wie oben schon beschrieben – gewünscht hat, dass er sie inspiriere. In meinem Fall hat er und sein tragisches Ende dies getan. Das Ergebnis ist zu lesen.
Rest in Peace „Kobe Bryant“.